Resonanz - Raum

Unsere Stimme - ein blinder Fleck?

Die Stimme transportiert den Inhalt der Worte, das ist klar, aber gleichzeitig sendet sie durch ihr Klangbild Botschaften aus unserem Inneren, die uns nicht bewusst sind. Wir hinterlassen bei Mitmensch und Tier diffuse oder prägnante Eindrücke. Sie unterstreichen den Inhalt unserer Worte oder drücken genau das Gegenteil aus.

Paul Watzlawick, einer der  bedeutendsten Kommunikationswissenschaftler des 20. Jahrhunderts, hat es 1976 so formuliert:
„Nicht nur Tiere, auch wir Menschen unterliegen also Beeinflussungen, die uns nicht bewusst sind und zu denen wir daher auch keine bewusste Stellung ergreifen können. Noch bedenklicher aber ist, dass wir nicht nur Empfänger, sondern auch Sender solcher außerbewusster Beeinflussungen sind, wie sehr wir uns auch bemühen mögen, sie zu vermeiden; dass wir fortwährend unsere Mitmenschen in verschiedenster Weise beeinflussen, ohne uns dessen gewahr zu sein. Diese Sparte der Kommunikationsforschung stellt uns also vor philosophische und ethische Probleme der Verantwortlichkeit, die unseren Vorfahren praktisch noch unbekannt waren. Sie zeigt uns nämlich, dass wir die Urheber von Einflüssen sein können, von denen wir nichts wissen, und die, wenn wir von ihnen wüssten, uns unter Umständen völlig unannehmbar wären.“
Die Bedeutung der nichtsprachlichen Kommunikation ist heute Gegenstand eines jeden Rhetoriktrainings. Das heißt, was wir jenseits der Worte wahrnehmen, sehen und hören, beeinflusst uns und andere und macht uns unglaubwürdig oder überzeugend . Das Nonverbale speist sich aus Gefühlen, daher berühren wir in der Kommunikation die Gefühle anderer und die reagieren mit mögen oder nicht mögen, sich öffnen oder verschließen, ablehnen oder annehmen.
Wenn wir hier nichts oder nur wenig bei uns selbst wahrnehmen, haben wir ziemlich viele blinde Flecken, die Eindrücke bei unseren Mitmenschen hinterlassen, die wir gar nicht beabsichtigt haben.
Ein solcher blinder Fleck ist häufig unsere Stimme. Jede innere Regung drückt sich durch veränderte Muskelspannungen aus. Die Atmung reagiert, die äußere Haltung verändert sich.

Die Stimme ist ein Spiegel unserer inneren Abläufe.

„Wie ein Mensch spricht, gibt Hinweise auf sein Alter, sein Geschlecht und seine Herkunft. Gleichzeitig erlaubt es einen Blick in sein Innerstes. Emotionen wie Ärger, Freude oder Furcht werden durch subtile Vorgänge in den Kehlkopfmuskeln für andere hörbar.“ (Claudia Wüstenhagen auf Zeit-Online, Der Klang der Seele)
Bei einem Stimmtraining geht es um die Wahrnehmung der eigenen Stimme und um die praktische Erkenntnis, dass sich unsere Stimme durch zielgerichtete  Entspannung besser entfalten kann.

Wenn nach der Entspannung die gezielte Weitung einzelner Körperbereiche erfolgt, bekommt unsere Stimme und damit wir mehr Resonanz.