Ja, aber... Kognitive Dissonanz

Wir Menschen machen uns ein Bild von uns selbst und der Wirklichkeit – wie wir sie erfahren. Was wir über uns selbst denken und wie wir die Welt wahrnehmen, soll möglichst ohne Widersprüche sein. Deshalb fühlen wir uns dort wohl, wo unsere Annahmen über die Welt bestätigt werden. Wir mögen also Gleichgesinnte.
So häufig sind die aber gar nicht, streng genommen gibt es niemanden, der genau gleichgesinnt ist (außer wenn wir verliebt, also ein Herz und eine Seele sind).
Wir werden also immer wieder damit konfrontiert, dass andere anders sind als wir  und deshalb unser Weltbild in Frage stellen bzw. angreifen.
Das mögen wir gar nicht und deshalb halten wir an unserer Weltsicht fest, indem wir z.B. einfach ignorieren, was uns in unserem Selbst- oder Weltbild erschüttern könnte. Oder wir verteidigen unsere Sicht mit Worten und Argumenten. Oft mit dünnen, fadenscheinigen Argumenten.
Ein Beispiel: In der Fabel vom Fuchs und den Trauben bekommt der Fuchs – trotz  Anstrengung - nicht, was er will. Die süßen Tauben hängen einfach zu weit oben und der Fuchs hat nicht die körperliche Fähigkeit so hoch zu springen. Doch das erkennt der Fuchs nicht an. Stattdessen rümpft er die Nase und meint: »Sie sind mir noch nicht reif genug, ich mag keine sauren Trauben.« Und mit erhobenem Haupt stolziert er in den Wald zurück.
Ein anderes Beispiel aus unserer Lebenswelt: Raucher wissen, dass Rauchen nicht gesund, sondern lebensverkürzend und sehr schädlich ist. Trotzdem rauchen sie weiter. Nun brauchen sie für ihr schädigendes Verhalten Argumente, die ihr Tun rechtfertigen. Sie erleben sich selbst also in einer kognitiven Dissonanz zu sämtlichen wissenschaftlichen Erkenntnissen. Wie hält man das aus? Hier die Argumente der Raucher: 

1. Es schmeckt halt so gut! 

2. Die Ärzte übertreiben auch mit ihrer Panikmache.


3. Altkanzler Schmidt wurde, obwohl er Kette geraucht hat, uralt.
Raucher sind Gleichgesinnte. Wer einmal bei den Rauchern im Rauchereck gestanden hat, kennt die Gespräche, die sich oft um Punkt 1 -3 drehen.
Um die Kognitive Dissonanz zu überwinden wird sehr häufig folgende sprachliche Figur gebraucht:
JA, ABER...
Und damit wird schon alles ausgedrückt: Ja, (Rauchen nicht gut) aber (ich mache es trotzdem, weil...).
Oder: Ja (Trauben hängen zu hoch für mich), aber (sie sind die Anstrengung gar nicht wert, weil sie sauer sind.)
Hören Sie sich selbst mal zu, wie oft Sie: „Ja, aber...“ sagen. Sie werden staunen!