Modell Mensch

Was würden Sie sagen, wenn es eine Stimme – wie z.B. „Alexa“-  gäbe, die ihre eigene Lautstärke der vorherrschenden Stimmung anpasst. Eine Stimme, die Sie ganz vorsichtig und zurückhaltend daran erinnert, dass Sie duschen sollten oder die Sie laut und deutlich auffordert den Müll rauszubringen, weil sich schon giftige Keime über den Fußboden verbreiten? Oder die Ihnen sehr bestimmt und glaubhaft erklärt, dass man nicht mehr Geld ausgeben sollte als man einnimmt. Oder eine, die so fröhlich und aufmunternd klingt, dass Sie sich trauen Ihren Nachbarn anzusprechen und auf einen Espresso einzuladen. Oder stellen Sie sich vor Sie sind krank und liegen mit Fieber darnieder. Die Stimme würde sich Ihnen zuwenden, mit tröstendem Gebrummel nach dem Motto „wird schon wieder“... oder sie stößt einen schrillen Schrei aus, um Sie vor einem herabfallenden Blumentopf zu warnen. Oder wie wäre es mit einer Stimme, die lustige Geschichten erzählt und zwar so gut, dass man das Gefühl hat man wäre dabei gewesen. Oder vielleicht eine, die Ihnen genau die richtigen Fragen stellt, so dass Sie gerne etwas von sich erzählen. Sie merken schon, so richtig kann man nicht glauben, dass Künstliche Intelligenz (KI) so eine Stimme hinkriegt. Denn das hieße ja, KI müsste merken, was wir gerade brauchen (ok, tut sie bereits, wenn unser Smartphone Zugriff auf unsere GPS-Daten hat), oder KI müsste wahrnehmen wie unsere Stimmung ist  (ok, kommt bald) und angemessen darauf reagieren.  KI müsste in der Lage sein zu unterscheiden, wann etwas echt ist und wann nicht. Man könnte der Stimme z.B. vorspielen, dass man sich krank fühlt, um Zuspruch zu erhalten. Dazu müssten Sie vorher natürlich die Gesundheitsapp deaktivieren, oder den implantierten Chip aus Ihrem Handgelenk schneiden,  sonst weiß die Stimme gleich, dass Sie nur simulieren. Ich vermute viele von den gerade genannten Fähigkeiten werden die Voice Service Systeme der Zukunft irgendwann hinkriegen. Aber ob sie ein akustisches Augenzwinkern verstehen? Oder eine ironische Übertreibung?
Ich wollte hier mal Werbung für das Modell Mensch machen und seine grundsätzlichen Fähigkeiten analog zu kommunizieren. Alleine die Lautstärke Regelung...das Modell Mensch kann - im Extremfall – fast so laut wie ein Düsenjet (130 dB) schreien. Oder die fantastische Fähigkeit so zu sprechen, dass es niemand sieht und hört, nur derjenige, der unmittelbar neben einem steht, z.B. der eigene Ehemann, den man darauf hinweist, dass Nasensekret im Bart hängt.
Oder nehmen wir die Fähigkeit des Modells Mensch Worte so zu sprechen, dass sie genau ihr Gegenteil bedeuten. Oder so zu sprechen, dass andere Modelle gebannt zuhören und sich einzelne Sätze sogar jahrzehntelang merken.
Ich finde es ja irgendwie süß, dass das Modell Mensch versucht sich selbst nachzubauen, und riesige Anstrengungen unternimmt, sich selbst bis ins letzte Detail zu vermessen, damit auch die Nachbauten all das können, was das Modell Mensch theoretisch könnte. Hierbei ist interessant, dass die meisten Modelle ihre Fähigkeiten gar nicht so richtig kennen, geschweige denn anwenden.
Aber die Nachbauten werden immer perfekter. Sie übertreffen das Modell Mensch bereits jetzt, z.B. wenn es um die Verarbeitung von Daten geht. Aber in einem Punkt ist der Mensch unschlagbar. Er kann Gefühle und Gedanken ausdrücken. Er kann Gefühle bei sich selbst und bei anderen wahrnehmen. Er kann – die Fähigkeit ist zumindest angelegt – seine Gefühle steuern, unterdrücken, ausleben oder analysieren.
Er kann andere Modelle beeinflussen, bewegen, trösten, lieben oder hassen. Und: das Modell Mensch ist grundsätzlich selbstlernend! Bin gespannt, ob wir Menschen es schaffen diese unsere Einzigartigkeit für uns zu behalten.