Beeren und Bären

"Eine Sprache mit vielen Konsonanten ist wie ein Kartoffelacker. Eine Sprache mit vielen Vokalen aber ist wie ein Blumenbeet." Enrico Caruso meint natürlich – wenn er Vokale mit einem Blumenbeet vergleicht – die italienische Sprache.
Auch die deutsche Sprache ist vokalreich zumal wir viel mehr Vokale haben, als im deutschen Alphabet repräsentiert sind.
Konzentriert man sich bei folgendem Text auf die Vokale, dann merkt man sehr schnell dass gleiche Vokale nicht immer auf die selbe Weise ausgesprochen werden.

 

Dämliche Dänen


Auf dem Feld fehlt die Herde, doch der Herr klebt auf dem Melkschemel fest und verzehrt Leberkäse und Fencheltee. Ein Fernsehsender erwägt ernsthaft dämlichen Dänen zu erklären, wie man Bären mit Beeren verpflegt.

Zum Beispiel Bären und Beeren haben in der betonten Silbe den gleichen Laut nämlich ein „e“ (Umlaut a ist ein e-Laut), aber bei nicht korrekter Aussprache verwandeln wir das Säugetier Bär unter Umstanden in einen Kannibalen, der seinesgleichen frisst. Oder wir erfinden eine neue fressende Pflanze, die sich von den Früchten ihrer Art ernährt.

Kompliziert?
Einfach mal laut lesen und darauf achten, dass die Unterschiede zwischen gleichen Vokalen klar werden. Und wie gesagt: die Vokale gleichen sich, sind aber nicht die selben. Und wenn sich die Vokale gleichen, dann nur rein äußerlich. Denn das „e“ in "Feld" und das „e“ in "fehlt" klingen verschieden. Das „e“ in „Feld“ ist offen, d.h. der Kieferwinkel ist weiter als beim „e“ in „fehlt“, wo der Kiefer etwas geschlossener ist. Es gibt also offene und geschlossene Vokale, die einen sind in der Regel kurz, die anderen lang. Beim „ä“ – wie wir jetzt wissen ein offenes „e“ – gibt es auch eine lange offene Variante, wie z.B. in „Käse“ oder „Mädchen“ oder „Märchen“.
Wofür man das alles braucht?

Wer Standardaussprache beherrschen will, sollte das wissen.

Für alle anderen reicht:

Soviel Deutlichkeit wie nötig!